Karl Mannheim’s "Problem of Generations"

80 years after

Abstract

Since the publication of Mannheim’s two part article on “The Problem of Generations“ in 1928 and 1929 social change has made it necessary to elaborate on his concept of generations. Cohort generations and typological generations have to distinguished, because since 1957 stereotypes of generations have been institutionalized in society at large. Also, a distinction between general, partial and specific generations has to be made. In contemporary sociological research on generations many methods from epidemiological research can be applied, in particular probability models. Data warehouses contribute to the opportunities for generational research. The demarcation of the formative period in the life course has to be based not only on sociological but also on psychological and biological criteria. Research on religion and on the family can benefit from advantages provided by research on generations.

Key words: cohort generations; typological generations; partial generations; specific generations; generational research in family research

Zusammenfassung

Mannheims Generationenbegriff aus seinem 1928 und 1929 erschienen zweiteiligen Artikel über „Das Problem der Generationen“ muss in der Gegenwart teilweise überarbeitet werden. Eine Unterscheidung zwischen Kohortengenerationen und Typologiegenerationen muss ausgearbeitet werden, da seit 1957 Stereotype von Generationen allgemein verbreitet wurden. Auch eine Differenzierung zwi­schen allgemeinen, partiellen und spezifischen Generationen ist notwendig geworden. Die gegenwärtige soziologische Generationenforschung kann häufig Methoden der Epidemiologieforschung anwenden, wie beispielsweise die Verwendung von Zufallsmodellen. Datenarchive erweitern die Möglichkeiten der Generationsforschung. Die Formativperiode im Lebenslauf ist nicht nur soziologisch, sondern auch biologisch und psychologisch abgegrenzt. Religionsforschung und Familienforschung können von der Generationenforschung profitieren.

Schlagworte: Kohortengeneration; Typologiegeneration; Partielle Generation; Spe­zi­fi­sche Generation; Generationsforschung in der Familienforschung

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Full article (German):

Karl Mannheims "Problem der Generationen"

80 Jahre danach

1. Einleitung

Mannheims zweiteiliger Artikel über „Das Problem der Generationen“ (1928/1929) ist inzwischen ein „kleiner Klassiker“ geworden, was insofern bemerkenswert ist, da in der Soziologie meist nur Bücher ähnliche Anerkennung erhalten. Der Grund für diesen lang anhaltenden Erfolg ist neben der inhaltlichen Qualität des Artikels auch in der historischen Entwicklung seit dem Ende der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zu sehen, die erheblich zum dessen Erfolg beigetragen hat.

Aufgrund des langjährigen Erfolges soll in diesem Artikel die Zukunft des Gedankenguts Mannheims erkundet werden. Zu diesem Zweck werden vor allem Beispiele aus der Religions- und Familienforschung herangezogen. Fünf Fragen stehen im Vordergrund:

  1. Inwieweit ist das Model von Mannheim noch brauchbar?
  2. Was sind die wichtigsten Ergänzungen, die notwendig sind?
  3. Wie kann das Modell zu einer theoriegesteuerten Erklärung beitragen?
  4. Wie kann eine generationenbewusste Politik gestaltet werden?
  5. Auf welchem Stand befindet sich die Generationenforschung heute und welche Perspektiven hat sie?

2. Das Erbe Mannheims

Mannheim kritisiert zu Beginn seines Aufsatzes die zu seiner Zeit herrschende positivistische Formulierung des Problems. Seines Erachtens ist es nicht möglich, einen systematischen Rhythmus im Entstehen und Verschwinden von Generationen zu entdecken. Auch die romantisch-historische Formulierung ist seiner Ansicht nach nicht imstande, das Problem der Generationen zu erfassen und zu Erklärungen beizutragen. Damit distanziert sich Mannheim unter anderem von Comte und Dilthey (vgl. Becker 1992). Mannheim plädiert vielmehr für eine soziologische Formulierung. Diese sei unentbehrlich für das Verstehen der Struktur sozialer und intellektueller Bewegungen. Die praktische Bedeutung des Begriffs wird seines Erachtens nach deutlich, sobald man versucht, die zunehmende Geschwindigkeit sozialen Wandels zu begreifen.

Bei der Ausarbeitung seines Generationsbegriffes knüpft Mannheim an zwei Begriffe von Max Weber an. Weber spricht einerseits von sozialen Klassen, also Kategorien von Individuen auf dem Arbeitsmarkt, andererseits von Ständen, d.h. Gruppen von Individuen mit eigenen Identitäten und eigenen Institutionen.

Mannheim erarbeitet ein aus drei Schritten bestehendes Modell, welches als methodischer Ansatz zur Erforschung von Generationen betrachtet werden kann. Die Schritte sind: Erstens eine Analyse der Generationslagerung, zweitens die Erkundung des Generationenzusammenhangs und drittens die Aufdeckung der Generationseinheiten. Zu diesen zählt Mannheim informelle und organisierte Gruppen, aber auch Institutionen wie z.B. Wertesysteme.

Dieses Modell macht deutlich, wie aus einer Kategorie von Geburtenjahrgängen eine institutionalisierte Generation im Sinne Mannheims entstehen kann. Mannheim erläutert, wie bestimmte Altersgruppen bestimmte Werte und andere kulturelle Eigenschaften erwerben. Er erklärt auch, wie Altergruppen sich verändern und schließlich sterben. Generationswechsel führt zu kulturellem Wandel und erzeugt damit kulturelle Erneuerungen.

Zu Mannheims Zeiten waren Individuen mit 19 Jahren bestens in der Lage, ihre soziale Umwelt kritisch zu betrachten und sozialen Wandel einigermaßen selbständig zu begreifen. Dabei konkurrieren einzelne Gruppen von Jugendlichen miteinander, um ihren Zeitgenossen zu einer neuen Interpretation der Gesellschaft und ihrer Veränderung zu verhelfen.

Mannheim übernimmt die Idee von Pinder, dass es bei Generationen um eine „Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen“ geht. Generationen sind Gebilde von Zeitgenossen, die zum Teil während der gleichen Zeit nebeneinander operieren. Mitglieder einer älteren Generation können zu Mitgliedern einer neuen Generation werden und zu ihrer Gestaltung beitragen. Innerhalb von aktuellen Generationen können gewisse Generationseinheiten eine eigene, antagonistische Auffassung vertreten (vgl. Remmling 1975; Woldring 1986).

3. Kurzer Überblick über die Generationsforschung seit Mannheim

Nach dem Erscheinen von Mannheims Artikel wurde das Generationsthema lange Zeit nur sporadisch in soziologischen Veröffentlichungen behandelt. Erst mit dem 1957 erschienen Buch „Die skeptische Generation“ von Schelsky erhielt dieses Forschungsgebiet neue Impulse. Schelsky beschieb die Resultate eines Surveys unter Jugendlichen. Darüber hinaus entwickelte er eine Typologie mit zwei Generationen, die innerhalb der deutschen Gesellschaft auftreten. Kritiker warfen Schelksy eine unzureichende empirische Basis seiner Aussagen vor, ließen dabei jedoch außer Acht, dass der Autor ausdrücklich die Beschränkungen seiner empirischen Aussagen betont hatte. Schelsky gelang es in seinem Buch, zwei Kohortengenerationen zu beschreiben, die in der deutschen Gesellschaft auftraten, sowie zwei Stereotypen zu entwickeln, die (gesamt-)gesellschaftliche Anerkennung fanden. Das war ein Fortschritt, der die Diskussion über Generationen erheblich verändert und vorangebracht hat.

In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts bekam der Generationsbegriff eine neue Brisanz. Durch die – von den Gegnern der etablierten Ordnung in den USA propagierte – Schlagzeile „Dies ist die Revolution einer neuen Generation“ (Reich 1970) erhielt der Begriff politische Überzeugungskraft.

Etwa zur gleichen Zeit begannen strukturelle Veränderungen innerhalb der Sozialforschung. Die Anzahl der Befragungen von Individuen über ihren Lebenslauf unter Berücksichtigung ihres Geburtsjahres stieg sprunghaft an. In diesen Jahren wurden zunehmend Datenarchive gegründet, um Survey-Daten speichern zu können. Die Datenanalyse dieser Surveys führte allerdings zu Forschungsproblemen, die erst im Laufe der Zeit bewältigt werden konnten (vgl. Blossfeld & Hamerle1991; Blossfeld & Prein 1998; Blossfeld et al. 1986; Courgeau & Lelièvre 1992).

Die Idee der Analyse der Lebensverläufe von gesellschaftlichen Individuen weitete sich zunehmend auch auf andere Bereiche, wie beispielsweise der Biologie und der Medizin aus, in welchen statistische Methoden zur Auswertung von Lebensverlaufsdaten ausgearbeitet und erprobt wurden. Sozialwissenschaftliche Generationsforscher konnten diese Methoden wiederum in ihre Analysen integrieren und anwenden. Seitdem gehören zum Beispiel Ereignisanalysen zum Standardinstrumentarium der sozialwissenschaftlichen Lebenslaufforschung (vgl. Blossfeld & Hamerle 1991; Blossfeld et al. 1986). Auch in theoretischer Hinsicht wurden in den Sozialwissenschaften Fortschritte gemacht, von denen die Generationsforschung profitieren konnte (vgl. Blossfeld & Prein 1998).

In Bezug auf Mannheims Generationseinheiten stellte sich heraus, dass die kollektiven Akteure, die als Katalysatoren beim Entstehen von Generationen fungieren, nur eine geringe Rolle spielen. Als wesentlich wichtiger für die Herausbildung von Generationen wurden die Medien gesehen, die neue Generationen identifizieren und benennen. Allerdings setzten sich nur wenige Vorschläge zur Bezeichnung von neuen Generationen durch.

Eng damit verbunden ist das gesellschaftliche Bedürfnis, Generationsmuster als Bezugsrahmen zu verwenden. Je diskontinuierlicher sozialer Wandel und dessen Auswirkungen sind, desto größer ist die Bereitschaft in der Gesellschaft, Generationen einen Namen zu geben. Verschiedene Forschungsprojekte innerhalb der Generationsforschung beschäftigen sich damit, welche Namen allgemein anerkannt werden (vgl. Diepstraten et al. 1999).

Mannheim sieht Generationen als etwas Gesamtgesellschaftliches an, d.h. sie umfassen alle Gesellschaftsmitglieder einer Generation. Ich füge dem hinzu, dass auch Generationen entstehen können, die nur einen Teil der Mitglieder einer Gesellschaft einbeziehen, also partielle Generationen. Beispielsweise partielle Generationen von Männern und Frauen, politische (vgl. Fogt 1982), kulturelle oder wirtschaftliche Teilgenerationen. Weiter müssen auch spezifische Generationen beschrieben werden, die in verhältnismäßig kleinen sozialen Systemen entstanden sind. Hier kann auf Technologie-Generationen hingewiesen werden, also Zeitgenossen, die sich in dem Umgang mit der Technologie unterscheiden. (vgl. Docampo Rama 2001; Van de Goor & Becker 2000; Weymann & Sackmann 1993). So sind auch spezifische Generationen in der Wissenschaft entstanden (vgl. Becker 2008).

Seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts sind zahlreiche Sammelbände über Generationen, Kohorten und Generationsvorstellungen erschienen. (vgl. Attias-Donfut 1988; Becker 1997; Bertram 1992; Kohli & Szydlik 2000). In keiner dieser Veröffentlichungen ist es gelungen, die zentralen Ungenauigkeiten des Generationsbegriffes Mannheims zu klären. Auch in der Vielzahl der Monografien ist bislang keine überzeugende und allgemein akzeptierte Definition zu finden.

Unserer Ansicht nach sollte die Lösung in einer Differenzierung des Begriffes gesucht werden. Wir schlagen deshalb vor, zusammenhängende Kohorten als „Kohortengenerationen“ und Stereotypen von derartigen Konstellationen als „Typologiegenerationen“ zu bezeichnen.

Weiterhin definieren wir eine Kohortengeneration als „Mitglieder eines Kohortenmusters, die in ihrem Verhalten Effekte von diskontinuierlichen sozialen Wandels vorweisen, den sie in einer formativen Periode miterlebt haben“. Eine Typologiegeneration definieren wir als „Die Stereotypen einer Kohortengeneration und deren Anhänger“. (vgl. Becker & Sanders 2006, Ciroth & Becker 2006).

Die wichtigste formative Periode umfasst die Pubertät und die Adoleszenz. Mit etwa zehn Jahren ist ein Kind in der Lage, sich selbständig Werte und Erwartungen anzueignen. Nicht nur die Sozialisation, auch die soziale Allokation ist in dieser Entwicklungsperiode prägender als in anderen Phasen des Lebensverlaufs. Neue Kenntnisse und Fähigkeiten werden in dieser Periode relativ einfach erworben, wie beispielsweise der Umgang mit technischen Neuerungen. Je stärker der Einfluss technischer Innovationen in dieser Phase ist, desto besser können diese im späteren Leben angewendet werden.

Diese formative Periode endet etwa mit dem 30. Lebensjahr. Ab diesem Zeitpunkt wird das menschliche Gedächtnis durch biologische und psychologische Prozesse zunehmend eingeschränkt. Nach dem 28. Lebensjahr wird es z.B. vergleichsweise schwerer, eine neue Sprache zu erlernen, vermutlich, weil die „generative grammar“ in diesem Alter zum größten Teil blockiert wird. Ab dem 30. Lebensjahr wird auch die Bewältigung von Komplexität schwieriger (vgl. Schroots 2008). Diese Einschränkung des Gedächtnisses macht deutlich, dass biologische und psychologische Aspekte einen wichtigen Einfluss auf das Entstehen von Generationsunterschieden haben. Neben den genannten gibt es weitere wichtige formative Perioden, wie z.B. die ersten Lebensjahre, die „mid-life crisis“ und der Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand. Diese werden hier jedoch nicht näher betrachtet.

Die Merkmale einer Kohortengeneration können auf individuelle soziale Akteure in bestimmten Kohorten zurückgeführt werden. Kohortengenerationen sind unabhängig von Stereotypen bezüglich ihres eigenen Charakters. Einer Kohortengeneration können Stereotypen zugeschrieben werden. Diese Stereotypen können sich im Laufe der Zeit verändern, wie der Wechsel der Bezeichnung „Protestgeneration“ in „Generation des frühen Babybooms“ illustriert. Zwischen Kohortengenerationen spielen Generationenverhältnisse, die sich im Laufe der Zeit häufig ändern, eine wichtige Rolle. Dabei können Reinterpretationsprozesse auftreten (Matthes 1985: 369, in Kohli & Szydlik 2000: 166).

Die Bedeutung des Wortes „Generation“ in einem Text oder Gespräch kann aus dem Kontext abgeleitet werden, d.h. der Kontext definiert gewissermaßen das Wort Generation. Geht es um Kohortengeneration, Typologiegeneration oder um eine Kombination von beiden? Diese Definition durch den Kontext existiert auch, wenn es um Zusammensetzungen geht. Wer den Satz „Bill Clinton ist ein typisches Mitglied der Babyboom-Generation.“ liest, benötigt keine nähere Definition von „Generation“. Ebenso wie man weiß, was gemeint ist, wenn man den Satz „Das Älterwerden der Babyboom-Generation wird das schwerste finanzielle Problem des 21. Jahrhunderts sein.“ liest. Darüber hinaus kann das Wort „Generation“ auch „Abstammung“ oder eine „Kombination von dreißig Geburtsjahrgängen“ bedeuten.

4. Nähere Betrachtung diskontinuierlichen sozialen Wandels

In diesem Kapitel sollen die wichtigsten Aspekte der diskontinuierlichen Entwicklung sozialen Wandels seit den 1930er Jahren identifiziert und anhand von Beispielen verdeutlicht werden. Im Gegensatz zur Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre, die die Gegenwart kaum noch beeinflusst, sind die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges auch heute noch deutlich spürbar. Als Beispiel hierfür seien die Traumata derjenigen erwähnt, die diesen Krieg in ihrer formativen Periode erlebt haben. Dieses Trauma wird bei vielen der Opfer nach dem fünfundfünfzigsten Lebensjahr erneut spürbar, da in diesem Alter der Druck des Berufslebens abnimmt. Häufig führt die erneute Aktivierung dieses Traumas zu Alkoholismus und Ehescheidungen. Nicht nur die Traumata der betroffenen Generation, sondern auch die ihrer Kinder wurden inzwischen ausführlich untersucht (vgl. Danieli 1998).

Das Ende des Zweiten Weltkrieges löste in den meisten westlichen Ländern eine Geburtenwelle aus, die bis in die 1970er Jahre anhielt. Infolge des verlorenen Krieges kam es jedoch in Deutschland zunächst nicht zu einem solchen ‚Babyboom‘. Abgelöst wurde diese Phase nicht nur in Deutschland ab den 1970er Jahren durch den ‚Babybust‘, die Geburtenzahlen fielen in den westlichen Ländern stark ab, im Durchschnitt brachte jede Frau weit weniger als 2,1 Kinder zur Welt.

Infolge des sozialen Wandels entwickelte sich Mitte der sechziger Jahre bis Mitte der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts die „kulturelle Revolution“ – diese Formulierung ist nur halb scherzhaft gemeint – infolge des beschleunigten sozialen Wandels. Als Beispiel für die langfristigen und gravierenden Effekte dieser Revolution ist der Wertewandel – weg von bürgerlichen Wertemustern hin zu zunehmend liberalen Wertvorstellungen – zu erwähnen (vgl. Felling et al. 1983).

Während die Wirtschaft zur Zeit der kulturellen Revolution einen starken Aufschwung zu verzeichnen hatte, stagnierte das Wirtschaftswachstum allmählich und fiel seit 1975 stark ab. Schulabgänger oder Universitätsabsolventen des Jahrgangs 1975 hatten beispielsweise erhebliche Mühe, eine Stelle zu finden und mussten sich häufig mit langen Wartezeiten abfinden. Oftmals waren dann die Stellen zeitlich befristet oder schlecht bezahlt. Eine Besserung der Situation zeichnete sich erst langsam ab 1985 ab.

Etwa ab 1985 nahm die elektronische Datenverarbeitung (EDV) einen starken Aufschwung. Wer diese technologischen Fortschritte vor seinem 30. Lebensjahr miterleben durfte, hatte im Vergleich zu älteren Generationen in dieser Hinsicht einen deutlichen und lebenslangen Vorsprung (vgl. Van de Goor & Becker 2000; Docampo Rama 2001).

Die Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990 hatte neben tief greifenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen beispielsweise auch einen Wandel des schulischen Alltags in den neuen Bundesländern zur Folge. Russisch als Fremdsprache wurde durch Englisch ersetzt. Die älteren Kohorten lernten jedoch nicht mehr Englisch, infolgedessen unterscheiden sich die Englischkenntnisse der älteren und jüngeren Kohorten in der ehemaligen DDR zum Teil stark.

Nach einem wirtschaftlichen Aufschwung zwischen 1990 und 2000 sahen sich die Länder der westlichen Welt ab 2001 mit Terrorismus, Rassendiskriminierung und Aufständen in den Armenvierteln der Städte konfrontiert (vgl. Amato & Booth 1997).

Anhand der genannten Beispiele sollte deutlich geworden sein, dass sich die Auswirkungen diskontinuierlichen Wandels zum Teil stark unterscheiden, nicht nur in der Art und Intensität, sondern auch hinsichtlich ihrer zeitlichen Ausdehnung. Jeder dieser Prozesse erfordert deshalb ein spezifisches Forschungsprogramm, allerdings dürfen dabei die gemeinsamen Merkmale diskontinuierlichen Wandels nicht außer Acht gelassen werden (vgl. Attias-Donfut 1988, 1995; Baker et al. 1981; Herrmann 2006; Opp et al. 1995).

5. Kohortengenerationen als Forschungsobjekte

Mannheim entwickelte sein Generationenmodell, wie bereits erwähnt, in Analogie zur Struktur sozialer Klassen und Stände. Er berücksichtigte dabei jedoch nicht, dass zum Muster sozialer Klassen und Stände ein spezifisches System gesellschaftlicher Klassenzugehörigkeit gehörte. In den Niederlanden war beispielsweise früher die Zugehörigkeit zur Oberklasse klar durch das so genannte Rote Buch für den Adel bzw. das Blaue Buch für die Patrizier definiert und institutionalisiert. So muss­ten Großväter, Väter sowie ein oder mehrere Söhne erhebliche Leistungen nachweisen, um schließlich die Familie zum Mitglied der Oberklasse werden zu lassen. Auch innerhalb der Mittelklasse bestanden deutliche Unterschiede hinsichtlich der gesellschaftlichen Stellung: Wer beispielsweise einen Laden ohne Schaufenster hat­te, genoss einen erheblich höheren sozialen Status als ein Ladenbesitzer mit Schaufenster. Im Allgemeinen war für die Zugehörigkeit zu Oberklasse, Mittelklasse und Unterklasse die Berufsstratifikation maßgebend, innerhalb dieser Klassen existierte jedoch, wie erwähnt, eine weitere Unterscheidung bezüglich der gesellschaftlichen Position.

Ähnlich wie bei gesellschaftlichen Klassen ist auch bei Kohortengenerationen klar definiert, wie sie entstehen und welche Individuen ihnen zugehörig sind. An ers­ter Stelle sind demografische Variablen als Merkmal der Zugehörigkeit zu einer Kohortengeneration zu nennen. Geburtsjahrgänge und Lebensläufe sind zweifelsfrei erforschbar. An zweiter Stelle spielen Merkmale der Gesundheit eine wichtige Rolle. Wer in den Niederlanden in den letzten Kriegsmonaten geboren wurde, hat ein sig­nifikant höheres Risiko, an Epilepsie zu erkranken als Mitglieder anderer Kohorten (vgl. Ravelli 1999). An dritter Stelle geht es vornehmlich um „soziologische“ Variablen, vor allem um Werte, Normen, Erwartungen und Haltungen. Auch bei partiellen und spezifischen Kohortengenerationen kann die Zugehörigkeit von Individuen zuverlässig erforscht werden. Ein wichtiges Beispiel bildet die Berliner Altersforschung (vgl. Baltes/Mayer 1999). Auch der Alters-Survey von Kohli und Künemund sollte in diesem Zusammenhang erwähnt werden (vgl. Kohli & Künemund 2000).

Von großer Bedeutung ist ein Forschungsprogramm, das von Inglehart initiiert wurde und in dem vor allem die Effekte der kulturellen Revolution auf materialistische und postmaterialistische Werte betrachtet werden (vgl. Ingelhart 1977, 1997). Dieser 1977 erstmals beobachtete Unterschied konnte noch mehrere Jahrzehnte spä­ter in mehr als 40 Ländern festgestellt werden (vgl. Ingelhart & Abramson 1993).

Ein zweites Forschungsprogramm ist an dieser Stelle zu erwähnen. In diesem Programm werden Effekte untersucht, die aus diskontinuierlichem Makrowandel, wie beispielsweise Kriegen, demografischen Unregelmäßigkeiten, der Wirtschaftskonjunktur und kulturellem Makrowandel resultieren. Abhängige Variablen sind zum Beispiel die Zahl der Geburten (vgl. Lutz 1991; De Waard 2000), Familienverhältnisse (vgl. Bertram 1992; Koch 1993; Nickel & Schmidt 1993), Ausbildungsniveau (vgl. Meulemann 1994), Laufbahnen (vgl. Sanders & Becker 1994), das Erwerben von Werten (vgl. Becker 1998; Halman et al. 2005), Altern (vgl. Baltes & Mayer 1999; Kohli & Künemund 2000) und Lebensläufe (vgl. Becker 1997, 1998, 2000b; Blossfeld & Nuthmann 1991; Docampo Rama 2001; Iwema et al. 1997; Mayer 1994)..

2004 erhielt die Generationensoziologie einen strategisch wichtigen Impuls durch Erfolge in der Religionsforschung. Norris und Inglehart veröffentlichen in diesem Jahr die Ergebnisse eines Forschungsprojekts, das in mehr als 80 Ländern durchgeführt wurde. In diesem Projekt wird der Einfluss von Schwankungen der existentiellen Sicherheit auf religiöse Überzeugungen und Verhaltensweisen untersucht. Norris und Inglehart sprechen in diesem Zusammenhang von Risiko, ich bevorzuge hier jedoch den Begriff Risikobewusstsein. Es stellt sich heraus, dass Traditionen und Generationen Unterschiede in Risikobewusstsein und deren Effekte auf religiöse Überzeugungen und religiöses Verhalten erklären können. Für die westlichen Länder bedeutet dies, dass religiöse Überzeugungen nicht vollständig verschwinden, sondern auf einem gewissen Niveau weiter bestehen werden. Es geht um religiöse Überzeugungen, die Auswirkungen auf das Verhalten im Rahmen von Fortpflanzung, Heirat, Scheidung, Abtreibung, Selbstmord und weitere gravierende Entscheidungen im Lebenslauf haben.

In der Familienforschung findet eine ähnliche Entwicklung statt. In diesem Bereich wächst das Interesse an diskontinuierlichem Wandel auf der Makroebene, der Auswirkungen auf Haltungen und Entscheidungen im Lebenslauf hat. Steigt zum Beispiel das Risikobewusstsein, dann passen Individuen ihr Verhalten in ihrem Lebenslauf an. Dies wird zum Beispiel deutlich in einem Bericht über die Entwicklung der Familiensoziologie in den Niederlanden (vgl. Dykstra 2006: 229).

6. Typologiegenerationen als Forschungsobjekte

Eine Typologie ist „eine Gesamtheit typischer Merkmale“, ein Stereotyp ist „eine Aussage, die in derselben Weise ständig, formelhaft, klischeehaft wiederkehrt“.

Man kann bei Typologiegenerationen empirisch feststellen, welche Kohortenmitglieder die Merkmale einer Typologiegeneration aufweisen. In soziologischen Erhebungen werden den Befragten kurze Beschreibungen von Typologiegenerationen genannt und gefragt, ob sie diese Generationen kennen und ob sie sich als Mitglied einer dieser Generationen betrachten (vgl. Diepstraten et al. 1999). Man muss bei derartigen Forschungsprojekten darauf achten, dass ein Mitglied von Kohortengeneration Y sich als Mitglied von Typologiegeneration X oder Z verhalten kann.

Um welche Muster von Typologiegenerationen geht es? Schelsky hat 1954 zwei Generationen einen Namen gegeben: die Vorkriegsgeneration und die Skeptische Generation.

Ein Muster von drei Typologiegenerationen entstand ca. 1964. Wie weiter oben erwähnt, existierte zu dieser Zeit in den Vereinigten Staaten eine soziale Bewegung, die „kulturelle Revolution“. Reich spricht in seinem Buch „The Greening of America“ (1970) von drei Generationen, die jeweils ein typisches Bewusstsein entwickelt haben. Bewusstsein I ist seiner Meinung nach eine Kombination von Unschuld, Egoismus und Oberflächlichkeit, die zu einer Flucht vor der Verantwortlichkeit führt und die Generation blind macht für den Ernst der Situation. Typisch für Bewusstsein II ist nach Reichs Auffassung, dass seine Anhänger gesellschaftliche Probleme deutlich wahrnehmen. Diese Generation sucht nach Lösungen, die sich auf die bestehende gesellschaftliche Ordnung beschränken. Bewusstsein II ist reformistisch und meritokratisch. Der Kern von Bewusstsein III ist Befreiung. Diese Befreiung entsteht in dem Augenblick, in dem das Individuum sich von der automatischen Akzeptanz der gesellschaftlichen Gebote befreit, die den Menschen ein falsches Bewusstsein aufdrängt. Diese Befreiung bedeutet, dass der Mensch frei ist, seine eigene Philosophie und eigene Werte zu gestalten. Er darf seinen eigenen Lebensstil und seine eigene Kultur von Neuem aufbauen. Bewusstsein III distanziert sich von der Idee der persönlichen Höchstleistung und des Wettbewerbes zwischen den Menschen. Jeder Mensch hat seine eigene Individualität und kann mit niemandem verglichen werden.

Reich beschreibt sehr genau, welche Vorstellung die Protestgeneration der sechziger Jahren [Bewusstsein III] von der Vorkriegsgeneration [Bewusstsein I] und der Stillen Generation [Bewusstsein II] hat. In den Vereinigten Staaten hatte man die zweite Generation mit dem Stereotyp „still“ bezeichnet, weil man deutlich machen wollte, dass diese Generation auch hätte protestieren können und sollen, dies aber nicht tat.

Diese Typologie der drei Generationen hat sich schnell auch in Europa etabliert. Vor allem das Fernsehen ist für diesen Erfolg verantwortlich, aber auch die Musik, die Literatur und die Bilder der Protestgeneration haben zu der Stereotypisierung beigetragen. Pop-Art hat beispielsweise die alten Traditionen über erlaubte Kombinationen von Farben zerstört und neue Kombinationen eingeführt.

Wie schon erwähnt, brach um 1975 eine Wirtschaftskrise aus, die bis etwa 1985 zu einer Zerrüttung des Arbeitsmarktes führte. Jugendliche, die ihre Berufsbildung abgeschlossen hatten, konnten in vielen Fällen keine Stellung bekommen und blieben viele Jahre arbeitslos. Im englischen Sprachbereich bürgerte sich für die neue Generation der Begriff „Lost Generation“ ein. Problematisch an dieser Bezeichnung ist die zweifache Bedeutung des Wortes „lost“ auf Englisch: einerseits bedeutet es „ohne Hoffnung“, vor allem ohne Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Andererseits aber „ohne moralische und weltanschauliche Sicherheiten“. Als ab ca. 1985 die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen abnahm und die Einkommen der Mitglieder der „Lost Generation“ stiegen, behaupteten oberflächliche Beobachter, der Name für diese Generation sei falsch. Sie übersahen dabei jedoch, dass diese Generation immer noch eine „suchende“ Generation war und sich nach neuen moralischen und weltanschaulichen Sicherheiten sehnte.

Die Generationenforschung zeigte Mitte der siebziger Jahre deutlich, dass eine materialistische und eine postmateralistische Kohortengeneration entstanden waren. Zu diesen Kohortengenerationen kamen eine materialistische und eine postmaterialistische Typologiegeneration hinzu.

Ende der neunziger Jahre wurde von uns zu den zu dieser Zeit bekannten Kohortengenerationen ein Modell mit fünf Typologiegenerationen ausgearbeitet (vgl. Becker 1998, 2000a, 2000b). Um Irrtümer zu vermeiden, sprechen wir von Typologiejahren, wenn es um Anfang oder Ende einer Typologiegeneration geht. Ein Typologiejahr deuten wir mit einem Sternchen (*) an. Es handelt sich um:

Die Forschung in den Niederlanden hat anhand einer repräsentativen Stichprobe gezeigt, dass den Gesellschaftsmitgliedern diese Typologie bekannt ist und diese sich als Mitglieder einer Typologiegeneration betrachten (vgl. Diepstraten et al.1999).

Mitte der neunziger Jahre wurde in den westlichen Ländern zunehmend deutlich, dass der „Babyboom“ zwischen etwa 1946 und 1970 gravierende und langfristige Folgen haben würde. Um diesen diskontinuierlichen sozialen Wandel und seine Effekte auf die Kosten der Pensionen und der Gesundheitsfürsorge, den Arbeitsmarkt und das Nationaleinkommen abgrenzen zu können, wurde der Name „Protestgeneration“ nach und nach abgelöst durch den Namen „Babyboom-Generation“. Weil der Geburtenanstieg bis etwa 1970 stattgefunden hatte, wurde oft auch von der „frühen“ und der „späten“ Babyboom-Generation gesprochen, anstatt von einer Protestgeneration und einer Verlorenen Generation.

Mitte der neunziger Jahre bildete sich in Folge der technischen Innovationen eine neue Typologiegeneration heraus. Wer 1985 oder später geboren wurde und diesen Umbruch im Laufe seiner Formativperiode miterlebt hat, wird als „Screenager“ bezeichnet (vgl. Bontekoning 2007). Ich ergänze also meine Typologie durch:

Im Laufe der 1980er und 1990er Jahre erkannten viele Wissenschaftler und Journalisten den Vorteil, die vorliegende Typologie durch eine neue Typologiegeneration zu ergänzen. In diesem Rahmen wurden verschiedene Begriffe vorgeschlagen: „Génération sacrifiée“ (vgl. Saint-Étienne 1993), „A Generation of Seekers“ (vgl. Roof 1993), „Generation X“ (vgl. Coupland 1991), „The Postponed Generation“ (vgl. Littwin 1986), um nur einige Beispiele zu erwähnen. Den meisten dieser Neologismen war nur ein kurzes Leben gegönnt. Auch die Werbung entdeckte den Reiz der Typologien von Generationen; Pepsi Cola nannte sein Produkt beispielsweise „The drink of a new generation“. Generationseinheiten entstanden unter anderem in der Form von jährlichen Musikveranstaltungen.

7. Ansatz für eine Generationstheorie

Für eine Erklärung von Generationenbildung ist eine Theorie erforderlich, die vier Hypothesen umfasst. Erstens die Hypothese der „initiellen Sozialisation“, die darauf hinweist, dass Sozialisation innerhalb von wichtigen neuen Situationen langfristige Nachwirkungen hat, wenn sie später bestätigt wird (vgl. Becker 1992). Viele Immigranten wissen nach vielen Jahren noch genau, was sie im ersten Jahre im neuen Land erlebt haben. Auch der Beginn eines Studiums oder einer neuen Stellung kann sich einprägen. Von dieser ersten Hypothese leitet sich eine zweite ab, die „Hypothese der differentiellen Kohortensozialisation“. Diese besagt, dass Sozialisation während der formativen Periode im Alter von etwa zehn bis dreißig Jahren langfristig prägt, wenn später eine Bestätigung dieser frühen Sozialisationsphase erfolgt. Die dritte Hypothese beinhaltet, dass relative Knappheit während der erwähnten formativen Periode zu langfristigen Auswirkungen auf Lebensläufe in Kohorten führt (vgl. Becker 1992). Es ist zu beachten, dass es hier um „relative“ Knappheit geht. Die vierte Hypothese bezieht sich auf die biologischen und psychologischen Aspekte der Formativperiode (vgl. Schroots 2008). Dieser Theorieansatz kann wie folgt schematisiert werden:

1.1.    Wenn diskontinuierlicher sozialer Wandel auftritt, hat das (unter gewissen Umständen) Auswirkungen auf individuelle soziale Akteure im Alter von 10 bis 30 Jahren, sowie den Effekt, dass eine oder mehrere Kohortengenerationen entstehen.

1.2.    Wenn Kohortengenerationen entstanden sind, entsteht Komplexität.

1.3.    Wenn Komplexität entstanden ist, werden (unter bestimmten Umständen) Generationseinheiten aktiv.

1.4.    Wenn Generationseinheiten aktiv werden, schlagen diese eine oder mehrere Typologien vor.

1.5.    Wenn eine oder mehrere Typologien entstanden sind, werden diese (unter bestimmten Umständen) in der Gesellschaft institutionalisiert.

1.6.    Wenn Typologiegenerationen entstehen, entstehen kulturelle Elemente (Werte, Normen, Haltungen, Erwartungen).

1.7.    Wenn derartige kulturelle Elemente entstanden sind, entsteht Sozialisation, vor allem wenn Individuen innerhalb einer formativen Periode mit diesen Elementen konfrontiert werden.

1.8.    Wenn erneute Bestätigung stattfindet, verfestigen sich die kulturellen Elemente, ansonsten werden sie ausgelöscht.

2.1.    Wenn Kohortengenerationen entstanden sind, haben sie Effekte auf Allokationsprozesse.

2.2.    Wenn Allokationsprozesse stattfinden, führen diese (unter bestimmten Umständen) zu einer Zunahme von sozialer Ungleichheit.

2.3.    Wenn generationsbedingte soziale Ungleichheit entsteht, wird (unter bestimmten Umständen) generationenbewusste Politik ausgelöst.

3.1.    Wenn partieller diskontinuierlicher Wandel stattfindet, entstehen (unter bestimmten Umständen) partielle Kohortengenerationen.

3.2.    Wenn spezifischer diskontinuierlicher Wandel stattfindet, entstehen spezifische Kohortengenerationen.

Hypothesen über die Bildung von Kohortengenerationen müssen also aus diskontinuierlichem Wandel abgeleitet werden, nicht aus Typologiegenerationen. Auch muss darauf geachtet werden, dass Individuen zu einer gewissen Kohortengeneration gehören können, auch wenn sie die Kennzeichen der dazu gehörenden Typologiegeneration nicht aufweisen. Neben gesamtgesellschaftlichen Generationen gibt es partielle Generationen oder auch Teilgenerationen. Beispielsweise gab es innerhalb der Protestgeneration große Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Auch spezifische Generationen können entstehen, zum Beispiel Technologiegenerationen (vgl. Van de Goor/Becker 2000; Docampo Rama 2001; Weymann 2000).

8. Generationenbewusste Politik

Im Jahre 1987 erschien das Buch „Our Common Future“ der World Commission on Environment and Development. In diesem Buch wird „nachhaltige Entwicklung” folgendermaßen definiert: „Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs” (S. 43). Der Begriff „Generation“ wird in diesem Buch nicht definiert, es wird jedoch deutlich, dass „Kohortengenerationen“ gemeint sind. Obwohl John Rawls nicht explizit genannt wird, dürfen wir annehmen, dass dessen Begriff „Gerechtigkeit zwischen Generationen“ eine entscheidende Rolle beim Verfassen dieses Buches gespielt hat (vgl. Rawls 1971; Becker 2000a). Rawls erklärt: “„Each generation must not only preserve the gains of culture and civilization, and maintain intact those just institutions that have been established, but it must also put aside in each period of time a suitable amount of real capital accumulation” (S. 285). Dies bedeutet, jede Generation ist nicht nur verpflichtet, die gesellschaftliche Kontinuität zu gewährleisten, sondern muss auch etwas zum Fortschritt beitragen. Die letztgenannte Verpflichtung könnte man interpretieren als Notwendigkeit, dafür zu sorgen, dass das eigene Land sich im System der benachbarten Länder behaupten kann und den Fortschritt innerhalb des Systems mitmachen kann.

Das Buch von Rawls über die Theorie der Gerechtigkeit wurde häufig kommentiert (vgl. Barry 1989; Freeman 2003). Was die Gerechtigkeit zwischen Generationen anbelangt, gewann vor allem die Idee eines Generationenvertrags viele Anhänger. Dass dieser Vertrag jedoch nicht ohne Weiteres verbindlich sein kann, wurde von dem englischen Philosophen Laslett und seinem amerikanischen Kollegen Fishkin ausgearbeitet (vgl. Laslett & Fishkin 1992). Nähme man den Vertrag wörtlich, wäre er absurd. Niemand kann den betreffenden Generationen vorrechnen, was sie zukünftig an Rechten und Pflichten haben werden. Auch ist es unmöglich, den „geschädigten“ Generationen Schadenersatz zu leisten. Vor allem die Folgen des Babybooms sind nicht vollständig auszugleichen. Reduziert man den Vertrag zu einer Verpflichtung, um nach den Regeln von „fair play“ zu handeln, kann der Generationenvertrag jedoch eingehalten werden.

Die Babyboom-Generation ist mittlerweile ergraut, die Lebensdauer steigt. Das Verhältnis zwischen dem Anteil der Arbeitenden einerseits und der Rentner sowie der Arbeitslosen andererseits wird immer ungünstiger. Wirtschaftswissenschaftler haben eine „Buchhaltung der Generationen“ entwickelt und können darüber Aussagen machen, was jede Generation pro Periode zu viel oder zu wenig erhält (vgl. Becker 2000a). Wenn die Politik eine weniger ungerechte Verteilung des Nationalvermögens erzwingen will, bleiben Konflikte zwischen den Generationen kaum aus. Diese Spannungen machen es notwendig, eine generationsbewusste Politik einzuschlagen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Verteilung nicht das heutige Nationalvermögen betrifft, sondern zunächst ein größeres Nationalvermögen geschaffen werden muss. um dann die Unterschiede mit Hilfe des zusätzlichen Vermögens zu verringern. Dementsprechend zielen die Politiken der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union auf wirtschaftliches Wachstum ab. Die so genannte Lissabon-Strategie aus dem Jahre 2000 ist somit Teil einer generationenbewussten Politik.

Um das Nationalvermögen zu vermehren, müssen „stille Reserven“ eingesetzt werden. Zu diesen Reserven gehören diejenigen, die formell im Ruhestand leben, doch imstande und bereit sind, weiter zu arbeiten (vgl. Kohli 2007). In diesem Zusammenhang beinhaltet eine generationenbewusste Politik das Bemühen, ehemalige Professoren und andere pensionierte Wissenschafter weiter arbeiten zu lassen oder sie erneut dafür zu gewinnen (Becker & Schroots 2008).

In Kohorten-Mobilitätsstudien hat sich längst herausgestellt, dass an vielen Universitäten das wissenschaftliche Personal häufig relativ alt ist. Damit ist die Nachhaltigkeit dieser Institutionen gefährdet. Auch hier muss also eine generationenbewusste Politik Lösungen anbieten. Auch in vielen Firmen und Privatorganisationen nähert sich das Personal dem Rentenalter, für ein generationenbewusstes Management bestehen somit noch viele Aufgaben.

In vielen Ländern führt generationenbewusste Politik zu einer Anhebung der Altersgrenze für die Verrentung. In Deutschland liegt die Grenze derzeit bei 67 Jahren, England wird in nächster Zukunft auf 69 Jahre erhöhen. Man kann es Mannheim natürlich nicht übel nehmen, dass er seinen Generationenbegriff 1928 nicht auch auf diese Entwicklungen abstimmen konnte (vgl. Braungart & Braungart 1993).

9. Stand und Perspektive der Generationenforschung

Um den heutigen Stand der Generationenforschung zu erkunden, analysiere ich den „state of the art“ dieser Forschungsausrichtung. Dabei meint der Begriff „state of the art“, dass die besten zur Verfügung stehenden Methoden angewandt werden, damit die bestmöglichen Resultate erzieht werden. Zu dieser Beurteilung ziehe ich die epidemiologische Forschung als Vergleichsbasis heran (vgl. Rothman et al. 2008). Erstens, weil, Pflanzen, Tiere, Patienten und Menschen im Allgemeinen einen Lebenslauf haben. Zweitens, weil Generationenforschung und epidemiologische Forschung viele Aspekte gemeinsam haben, wie in diesem Aufsatz durch Forschungsbeispiele demonstriert wurde (vgl. Danieli 1998; Ravelli 1999; De Waard 2000). Drittens, weil die in der Epidemiologie und der Generationenforschung angewandten statistischen Methoden in vielerlei Hinsicht übereinstimmen (vgl. Armitage et al. 2002). Bei epidemiologischer Forschung geht es um Auswirkungen von Ent­wick­lungen der Makroebene auf Lebensläufe von Pflanzen, Tieren und Patienten. Bei diesen Effekten geht es um „kausale Ketten“, wobei viele Übergänge indifferente Gleichgewichte aufweisen. Es geht also um Effekte, die am Besten mit Zufallsmodellen erforscht werden können. Dabei sind operationale Definitionen zu bevorzugen bzw. Definitionen, die eindeutig zu operationalen Definitionen umgestaltet werden können. Wie in der Generationenforschung müssen Alters-, Perioden- und Kohor­teneffekte berücksichtigt werden.

Innerhalb der Generationenforschung unterscheide ich drei Forschungsprogramme. Erstens dir Forschung über die Auswirkungen von nichtlinearen Makroentwicklungen auf Lebensläufe und das Verhalten von individuellen sozialen Akteuren. Als ein „state of the art“-Forschungsergebnis betrachte ich das Buch von Norris und Inglehart aus dem Jahr 2004. Auch die Berliner Altersforschung von Baltes und Mayer (1999) und das Alters-Survey von Kohli und Künemund (2000) sind zu erwähnen. Ein weiteres Musterbeispiel bildet die Meta-Analyse von Verhoeven, Jansen und Dessens (2005). Was spezifische Generationen betrifft, möchte ich auf das Projekt über Technikgenerationen von Van de Goor und Becker hinweisen (2000).

Als zweites Forschungsprogramm ist die Generationenforschung zu betrachten, die sich mit Typologien von Kohortengenerationen befasst. Als Musterbeispiel ist das Projekt von Diepstraten, Ester und Vinken (1999) zu nennen.

Als drittes Forschungsprogramm sehe ich alle allgemeinen Analysen von Generationen. Was die Beurteilung des Forschungsstandes betrifft, ist z.B. der Aufsatz von Kohli und Szydlik (2000) zu erwähnen. Die Lage der Generationenpolitik analysiert Kohli in seinem Aufsatz „Familienpolitik als Lebenslauf- und Generationenpolitik“ aus dem Jahr 2007.

Das Urteil über die heutige Lage der Generationenforschung fällt relativ gut aus. Die Generationenforschung kann dem Vergleich mit der epidemiologischen Forschung, die eine große Rolle spielt, durchaus standhalten. Die zukünftigen Perspektiven für die Generationenforschung sind in dreierlei Hinsicht günstig. Erstens ist zu beachten, dass es immer häufiger Befragungen gibt, die für Analysen in der Generationenforschung herangezogen werden können. Immer häufiger werden die Aufzeichnungen in Datenarchiven gespeichert. Zweitens muss damit gerechnet werden, dass problematischer diskontinuierlicher Makrowandel zunehmen wird und demzufolge öfter eine Bezugnahme auf die Generationenforschung zu erwarten ist. Drittens ist zu beachten, dass zukünftige Generationenforschung durch das günstige Angebot von Daten und Analysemethoden zu Resultaten führen wird, die im Rahmen der zunehmend externen Beurteilung von Universitäten und Forschungsgruppen wichtig sind. Die Ergebnisse dieser Beurteilungen spielen beim ‚Ranking‘ von Universitäten und Forschungsgruppen eine wichtige Rolle (vgl. Moed et al. 2004).

10. Schlussfolgerungen und Diskussion

Zu Beginn dieses Artikels wurde die Frage gestellt, ob das Modell von Mannheim noch Gültigkeit besitzt. Es hat sich herausgestellt, dass das Modell noch immer geeignet ist, um die Entwicklung von Generationen zu verstehen. Mannheim behandelte jedoch nur die Entwicklung von politischen und kulturellen Generationen.

Die zweite Frage lautete: Was sind die wichtigsten Ergänzungen, die notwendig sind? Die Bildung von Kohortengenerationen muss deutlich von der Bildung von Typologiegenerationen unterschieden werden. Darüber hinaus sind seit 1928/1929 neue Formen von diskontinuierlichem Wandel entstanden, zum Beispiel demografische Ungleichheiten, Kriege, Unterschiede zwischen wirtschaftlichen Perioden, etc. Das Modell von Mannheim muss beispielsweise auch ergänzt werden, um die Frage der sozialen Gerechtigkeit zwischen Generationen politisch erfassen zu können. Was die formative Periode von Jugendlichen und jungen Erwachsenen angeht, muss beachtet werden, dass auch biologische und psychologische Entwicklungen eine Rolle spielen (vgl. Schroots 2008).

Die dritte Frage war: Wie kann das Modell zu einer theoriegesteuerten Erklärung verwendet werden? Es ist notwendig, die Effekte diskontinuierlichen Wandels als „prime mover“ zu betrachten und von diesen Effekten aus eine Reihe von erklärenden Hypothesen zu formulieren. Diese Hypothesen sollten neben dem individuellen Verhalten der Mitglieder der Kohortengenerationen auch die Entstehung von Typologiegenerationen einschließlich der dazugehörigen Institutionen beinhalten.

Die vierte Frage lautete: Wie kann eine generationenbewusste Politik gestaltet werden? Soziale Gerechtigkeit erfordert Solidarität zwischen den Kohortengenerationen. In einer generationenbewussten Politik muss vermieden werden, dass der Kampf gegen soziale Ungleichheit auf Neuverteilung der vorhandenen finanziellen Mittel beschränkt wird. Stattdessen sollten stille Reserven in der Gesellschaft aufgedeckt und angewendet werden, um einen Ausgleich zu gestalten. Wird dies unterlassen, drohen Spannungen und Konflikte, die vermieden werden könnten.

Die fünfte Frage lautete: Was ist die heutige Lage der Generationenforschung und welche Perspektiven sind zu erwarten? Eine „state of the art“-Analyse macht deutlich, dass die heutige Generationsforschung einem Vergleich mit der epidemiologischen Forschung gewachsen ist. Entwicklungen in der Generationenforschung selbst, in der Gesellschaft und im Wettbewerb zwischen Universitäten und Forschungsgruppen machen es wahrscheinlich, dass sich dieser Forschungsbereich zukünftig weiterentwickeln kann. Das Erbe Mannheims ist sichergestellt.

Zum Abschluss dieses Artikels möchten wir auf die Position des Artikels von Mannheim innerhalb seines Lebenswerks hinweisen (vgl. Remmling 1975; Niethammer 2006; Woldring 1986). Diese Position ist relativ gering, vermutlich weil viele der Probleme mit Generationen zu dieser Zeit noch nicht existierten oder im Entstehen begriffen waren, wie beispielsweise die Auswirkungen der Geburtenwelle nach dem Zweiten Weltkrieg und die Effekte von Wirtschafskrisen.

Zweitens ist zu beachten, dass unsere Gesellschaft immer stärker differenziert wird. Der Begriff „Zeitgenosse“ wird durch beschleunigten sozialen Wandel, Einwanderung und Emanzipation weiter differenziert. Diese Unterscheidung hat zur Folge, dass immer mehr mit Typologiegenerationen gearbeitet werden muss, um den Überblick zu behalten. In dieser Hinsicht hat die Generationenforschung eine wachsende Aufgabe.

Drittens ist bemerkenswert, dass das Wort „Generation“ im Alltag meistens ohne Weiteres begriffen wird, vor allem da der Kontext, in dem es gebraucht wird, das Wort ausreichend verdeutlicht. In wissenschaftlichen Veröffentlichungen jedoch wird dem Wort oft Undeutlichkeit vorgeworfen. Dies ist merkwürdig, da es meist umgekehrt ist: Laien drücken sich undeutlich aus, Wissenschaftler formulieren genau. Dieses „Generationenparadoxon“ wird verschwinden, sobald konsequent zwischen Kohortengenerationen und Typologiegenerationen unterschieden werden wird.

 

Der Autor dankt Hans-Peter Blossfeld für seine Kommentare zu einer früheren Fassung dieses Artikels. Zu häufig gestellten Fragen über Generationen sowie Zusammenfassungen von Forschungsergebnissen siehe: www.ucas.nl.

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